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Breitendorf,

Gemeinde Hochkirch, Sachsen

Der Bahnhof in Breitendorf

Am 23. Dezember 1846 wurde die Eisenbahnlinie Bautzen–Löbau in Betrieb genommen. Die Bahnlinie führt durch Breitendorfer Flur. Vom Eisenbahnbau waren insgesamt 30 Parzellen, im Eigentum von 16 Bauern, betroffen. In Breitendorfer Flur wurden 3 Schienenübergänge eingerichtet, mit einem Bahnwärterhaus an der Straße nach Peschen. Der Weg zum Klunker erhielt eine Wegeunterführung unter dem Bahndamm.

Um die Genehmigung zum Bau eines Bahnhofes in Breitendorf durch die Königliche General-Direktion in Dresden zu erhalten, mußten von 1857 bis 1905 mehrere Bittgesuche eingereicht werden. Begründet wurde die Notwendigkeit des Bahnhofes mit der Verkürzung des Weges zum nächstgelegen Bahnhof für insgesamt 1400 Einwohner der umliegenden Dörfer. Bisher mussten diese den Bahnhof in Löbau oder Pommritz nutzen.

In einem Schreiben der Königlichen Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen, Dresden, vom 7. Juli 1905 wird mitgeteilt: „Die Herstellung einer Haltestelle Breitendorf … wird erwogen unter der Voraussetzung, daß … gleichzeitig der jetzige Schienenübergang … beseitigt und durch eine 6,0 m im Lichten und 4,0 m hohe Wegeunterführung ersetzt wird“.

Die Königl. Eisenbahn Bauinspektion teilt am 19. August 1905 mit: „Zufolge eine Verordnung des Königl. Finanzministeriums vom 7. August 1905 […] soll der Bau des Bahnhofes sowie der Wegeunterführung in Breitendorf noch in diesem Jahr zur Ausführung kommen.“

Ein Teilgrundriß für den Bahnhof Breitendorf vom 10. Mai 1905 weist aus:

  • den Bau einer Wartehalle mit Dienstraum und Warteraum
  • den Bau eines Freiabtrittes
  • den Bau eines Wagenkastens
  • Anbau von zwei Bahnsteigen an die vorhandenen Gleise
  • den Bau eines zusätzlichen Gleises für den Güterverkehr
  • die Verlegung der Straße Breitendorf – Peschen mit dem Bau einer Unterführung
  • die Veränderung der Kreuzung mit der Straße Nechen – Plotzen
Für den Bau der Wegeunterführung wird in einem Schreiben der Königlichen Strassen- und Wasserinspektion Zittau vom 13. Juli 1905 gefordert: 6 m Brückenbreite genügen nicht, nach Nr. 15 des Wegebaugesetzes ist für bewohnte Ortschaften ein Maß von 7 m zu bedingen. Der Weg ist 4,5 m breit zu befestigen und mit Apfelbäumen zu bepflanzen. Versteinerung unter Einbau eines 20 cm starken Packlagers und Überschüttung mit vorschriftsmäßigem Klarschlag in 15 cm Stärke. In einem Schreiben des Gemeindevorstandes an die Königliche Amtshauptmannschaft Löbau vom 28. August 1905 heiß es: „Infolge Verordnung des Königlichen Finanzministeriums soll in Flur Breitendorf ein Bahnhof errichtet werden, zu welchem … von der Gemeinde Breitendorf das benötigte Areal der Königlichen Bahnverwaltung unentgeltlich angetragen worden ist, dazu nun 6 bis 7000 Mark Kosten entstehen.“ Das Geld wird benötigt zur Entschädigung von 6 Grundstückseignern. Die Kgl. Amtshauptmannschaft wird um Genehmigung gebeten, eine Anleihe gegen Amortisation bei der Landständischen Bank zu Bautzen aufzunehmen.

Am 19. Oktober 1905 wird eine Schuldurkunde über 5500 Mark genehmigt. Die Rückzahlung hat in halbjährlichen Raten von 129 Mk 25 Pf. (4,7 %) in 43 ½ Jahren zu erfolgen. Bis dahin wurde in den jährlichen Gemeindeberichten vermerkt, daß die Gemeinde keine Schulden hatte.

Durch den Bau des Bahnhofes ist eine alte, der Gemeinde gehörende Sandgrube zugeschüttet worden.

Die Fertigstellung des Bahnhofes wird in einer Bekanntmachung der Königlichen Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen vom 8. Februar 1906 dokumentiert: „Am 15. Februar 1906 wird der neue Bahnhof Breitendorf, an der Eisenbahnlinie Görlitz–Dresden, zwischen Löbau und Pommritz gelegen, eröffnet und zunächst dem öffentlichen Personen- und Gepäckverkehr übergeben. Der Güter- usw. Verkehr wird erst später eingeführt.“ Der erste Zug, der hier hielt, war der Zug Dresden–Görlitz Nr. 646, 8:51 Uhr vormittags.

Ab 15. Mai 1906 wird der Bahnhof auch für den öffentlichen Tier- und Güterverkehr freigegeben.

Ein Gleis der ursprünglich zweigleisigen Strecke wurde 1946 als Reparationsleistung abgebaut. Erst 1985 erfolgte eine Neuverlegung des zweiten Gleises. In Vorbereitung dazu wurde die Bahnunterführung in dem Weg zum Klunker verfüllt und ein neuer Weg südlich des Bahndammes angelegt.

Der Bahnhof in Breitendorf wurde am 5. Dezember 1994 geschlossen und in einen Haltepunkt umgewandelt. Das Bahnhofsgebäude ist in den folgenden Jahren abgerissen worden. Die 1905 neben dem Bahnhof errichtete Bahnbrücke wurde 2002 durch einen Neubau ersetzt.

Gaststätte am Bahnhof

Östlich des Bahnhofes wurde 1906 die „Gaststätte am Bahnhof“ erbaut. Ein geplanter Anbau eines Saales wurde durch den Gemeinderat abgelehnt und nicht ausgeführt, weil der erwartete Zustrom von Ausflüglern aus der Stadt Löbau ausblieb. Zusätzlich wurde deshalb hier auch noch eine Kohlenhandlung betrieben. Die Gastwirtschaft konnte noch bis 1964 besucht werden. Seitdem gibt es im Ort kein Einkehrhaus mehr.

Die Räume der Gaststätte wurden anschließend bis 1990 durch den Konsum als Ladenlokal und Lager genutzt.

Zuletzt bearbeitet am 3. August 2005 | ^ | Impressum